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Portugal

Einmal durch Portugal von Nordwest bis Südost

Es lag quasi auf der Hand, dass ich mich nach dem Camino de Santiago auf der Route des Camino Portugues Richtung Portugal begab. Im Sommer 2010 war ich zusammen mit einer Freundin durch Portugal unterwegs. Wir hatten nur vierzehn Tage Zeit, hatten viele Orte und Landschaften eher eilig passiert. Für mich, die ich von Portugal bis dahin nur Lissabon und den Küstenstreifen zwischen Lagos und Burgau gesehen hatte, waren diese vierzehn Tage wie ein Reinschnuppern, ein Appetit-holen gewesen – ich wollte unbedingt wiederkommen. Dass ich so bald wiederkommen würde - und noch dazu mit so viel Zeit im Gepäck – hätte ich mir im Vorjahr nicht vorstellen können.

Nach einem schönen Weg zu Fuß über die spanisch-portugiesische Grenze - von Tui über die lange Brücke des Miño - kam ich guter Dinge in Valeça an und war fasziniert vom mittelalterlich wirkenden Teil der Stadt innerhalb der Festung. Die Herberge allerdings lag im fürchterlich hässlich anmutenden Neubaugebiet, umgeben von drei großen Straßen... Kein Ort für mich also. So fragte ich mich zum Busbahnhof durch. Es war etwa 11 Uhr als ich dort ankam. Gegen 19:00 war ich gerade mal bis Ponte da Barca gekommen – was laut Karte nur etwa 50 km entfernt ist – in vier verschiedenen Bussen, einer maroder als der andere, von der stundenlangen Warterei zwischenzeitlich ganz zu schweigen. Verschwitzt, hungrig und - ich gebe es zu - genervt suchte ich eine Pension. Zwei der drei im Ort hatte die wirtschaftliche Pleite ereilt, die dritte war teuer. Nun gut, es darf ja auch mal nicht so gut laufen, es kann nur besser werden, dachte ich mir und beschloss am Morgen, erstmal nach Braga zu fahren - zur Eingewöhnung gewissermaßen. Und das war gut so. 

Im vorigen Jahr hatten wir Braga nur für ein paar Stunden passiert. Aber schon da hatte ich gesehen, dass die Stadt eine Perle ist. Nun konnte ich mich dem in aller Ruhe widmen und hatte per „Zufall“ sogar auch noch einen persönlichen Stadtführer: am ersten Tag in Braga prallte ich beim Fotografieren mit jemandem zusammen, wir kamen auf Englisch ins Gespräch, zeigten uns gegenseitig unsere Fotos des Abendhimmels über der Stadt, verbrachten den Abend in einem der netten Straßencafés... Es war dies der Beginn einer Freundschaft, die bis heute besteht. Als Einheimischer ließ er es sich nicht nehmen, mir in den folgenden Tagen seine Stadt, das Nachtleben, sowie die näheren Umgebung von Braga zu zeigen. An einem Tag fuhr er mit mir nach Guimarães, der Stadt, die als „Wiege der Nation“ gilt.

Von Braga aus fuhr ich mit dem Bus in die Serra do Gerês. Auch hier waren wir im Vorjahr kurz gewesen und ich freute mich sehr darauf, diese herrliche Landschaft ausgiebiger erkunden zu können. Als ich in Campo do Gerês ankam war es zwar ein wenig nieselig und dicke Wolken verbargen sowohl Sonne als auch später die Sterne, aber alleine diese Luft, die Ansicht der Berge und Wälder ringsum, die Stille... dieses kleine, fast ein wenig >vergessen< wirkende Dorf am Berghang... ich genoss es sehr, dort zu sein.
Am anderen Morgen hatte es aufgehört zu regnen und ich begab mich auf „Erkundungstour“. Auf den kaum begangenen Pfaden durch die Berge gibt es so viel zu entdecken. So stieß ich auf einen versteckten Wasserfall und fand - entlang des Bachlaufes der sich mit leichtem Gefälle über Steine und durch eine üppige Pflanzenwelt zwischen zwei Bergen hindurchschlängelt - ein kleines Paradies mit vielen kleinen Wasserfällen und Seen...
Auch am nächsten Tag war mir das Wetter noch einmal hold, ich fand einen Pfad hinauf auf den Gipfel eines der Berge direkt am Staudamm Vilarinho das Furnas und hatte von dort aus einen wunderbaren Rundumblick.
Tags drauf hatten sich die Wolken wieder verdichtet, hin und wieder ging ein Regenschauer nieder. Dennoch ließ ich es mir nicht entgehen einen Badetag einzulegen und in dem sagenhaft weichen Wasser des Stausees ausgiebig zu schwimmen.
Am Samstag vertrieb mich der Dauerregen dann doch aus dem Paradies und ich fuhr zurück nach Braga, traf mich noch einmal mit Sérgio und fuhr von Braga aus weiter nach Porto. Obwohl ich diese Stadt sehr schön finde machte sie mich diesmal irgendwie ... (melancholisch, traurig, verloren, einsam, ... ) Ich kann selbst nicht so genau sagen was - am ehesten eine Mischung aus alledem. Noch bei meiner Ankunft in Porto bin ich mit einem Lächeln im Gesicht durch die Straßen gelaufen, am Fluss entlang bis zur Pousada, an der Mündung des Douro nahe dem Meer gelegen. Am späteren Nachmittag dann saß ich an einem meiner Lieblingsplätze am Fluß als >es< mich befiel. Der wunderschöne Sonnenuntergang über der Stadt, den ich auf der hohen Brücke von Eifel stehend erlebte, verstärkte es noch, ebenso der halbe Mond, der später über dem Fluss am Himmel hing und dessen fahles Licht in den Wellen tanzte. Hatte mich hier erstmals die portugiesische Saudade befallen? Ganz abwegig ist der Gedanke nicht: im weiteren Verlauf meiner Reise durch Portugal kam dieses Gefühl beständig wieder, verstärkte sich zusehends.  Hatte ich während der Zugfahrt nach Porto noch gedacht vier/fünf Tage zu bleiben und mir alle Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen... nach zwei Tagen Stadtbesichtigung hatte ich genug. Am dritten Tag fuhr ich weiter nach Aveiro, dem Venedig Portugals. Die Stadt gilt als eines der bezauberndsten Reiseziele des Landes, und zwar aufgrund ihrer ausgesprochen schönen farbenfrohen Architektur, ihrer ruhigen, urbanen Atmosphäre, dem durch die Stadt verlaufenden Kanal, den bunt gemusterten, gondelähnlichen Booten und der wunderschönen Landschaft der Flussmündung.

Mein nächstes Ziel war Coimbra. Im wahrsten Sinne des Wortes überschattet wurde mein Aufenthalt in dieser prächtigen Stadt durch eine dicke Rauchwolke, die nachmittags gegen vier von Westen her über die Stadt zog. Die Sonne verdunkelnd tauchte die Rauchwolke, die von einem der großen Waldbrände in der Umgebung herrührte, die Stadt in ein unwirkliches, unheimlich wirkendes Licht. Die rauchgeschwängerte Luft machte das Atmen schwer und brannte in den Augen. Auch am nächsten Tag war die Rauchwolke noch da, wenn auch bei weitem nicht mehr so schlimm wie am Vortag. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt hatten wir im Vorjahr bereits besichtigt, so beschränkte ich mich diesmal darauf mich einfach durch die Gassen treiben zu lassen, hier und da in einem Straßencafé zu sitzen und das Leben zu beobachten. Am folgenden Tag fuhr ich mit dem Bus nach Covilhã – es war eine lange, aber durch beeindruckende Landschaftsbilder besonders schöne Busfahrt. Der Bus fuhr auf der E 801 zunächst bis Viseu und weiter auf der E 80 über Guarda bis Covilhã. Von dort aus wollte ich weiter hinein in die Serra da Estrela, nach Penhas da Saúde, da es dort eine Jugendherberge gibt. An dieser Stelle passt es gerade zu sagen, dass es in ganz Portugal ein ausgesprochen gutes Netz von Jugendherbergen gibt – manche davon sind geradezu luxuriös!, andere jedoch auch etwas „runtergekommen“ – man kann sicher sein, das man überall eine preiswerte Unterkunft findet, auch ohne Vorreservierung.
Der Bus kam mit etwas Verspätung in Covilhã an, so dass ich den Anschlussbus nicht erreichte, der mich nach Penhas da Saúde bringen sollte. Es war bereits gegen 19:00 und der nächste Bus würde erst am nächten Morgen fahren... Während ich noch überlegte, ob ich mir für eine Nacht Unterkunft in Covilhã suche, fragte mich ein junger Mann auf englisch wo ich hinwolle. Ich antwortete ihm und er sagte, er warte auf seine Eltern, die ihn vom Bus abholen wollten und wenn ich wolle könne ich mit ihnen mitfahren nach Penhas... Na, das Angebot nahm ich doch gerne an!

  Penhas da Saúde liegt auf etwa 1500 m oberhalb von Covilhã Richtung Torre. Unweit der Jugendherberge ist der Lagoa do Viriato, an dem ich dann am Abend saß...
Sonnenuntergang hinter dem Torre, später der fast volle Mond, Sommerwolken am Himmel, die den Mond manchmal hinter sich verbargen... jedoch sein helles Licht strahlte teilweise hindurch und beleuchtete die Wolkenränder... nahezu mystische Stimmungsbilder am Himmel - und dies in dieser Landschaft... die scharfen Konturen der Felsen und die weichen Konturen der sanften strauch- und kräuterbewachsenen Hügel. Und dann diese kleinen wie verstreut liegenden Häuschen des Ortes... Zweifelsohne hatte ich wieder einen Ort gefunden, an dem ich ein paar Tage länger bleiben wollte. Es wurden zehn Tage. Und jeden Morgen nach dem Frühstück zog ich los in die „Prärie“, abseits der (eh wenigen) Touristenwege, folgte den schmalen Pfaden der Tiere... und dank der guten geografische Karte, die mir der Hosteliero für die Zeit meines Hierseins geliehen hatte, wußte ich immer wo ich war.
Eines Tages saß ich zur Mittagsrast im Schatten eines Felsens und beobachtete einen Raben, der sich ganz in meiner Nähe niedergesetzt hatte. Ganz leise zunächst, so dass ich zuerst glaubte mich verhört zu haben, nahm ich Glockengeläut wahr... es kam näher, wurde deutlicher vernehmbar... Ich blieb lauschend sitzen und nach geraumer Zeit tauchten die ersten Tiere einer Schaf- und Ziegenherde in meiner Nähe auf. Kurz darauf saß ich inmitten eines concerto grosso aus Glockenklängen aller Art und Tonlage... Der Schäfer war wohl zuerst etwas verdutzt, als er mich da so alleine sitzen sah, setzte sich aber dann zu mir und so haben wir - fast ohne Worte (er konnte kein englisch, ich nur ganz wenig portugiesisch) – lange Zeit einfach nur dagesessen, teilten Essen und Zigaretten... bis er dann mit seiner Herde weiterzog.
Und nachts, nach einem ausgezeichneten Abendessen – in dem kleinen Restaurant des Ortes gab es das beste Essen Portugals! es schmeckte wie „bei Muttern“ – saß ich auf einem der Felsen etwas außerhalb des Ortes, weit unter mir im Tal die Lichter der Stadt Covilhá, um mich herum nur das Zirpen der Zikaden, fernes Hundegebell und hin und wieder das Läuten einer Glocke - und über mir der klare Himmel und das helle Licht des Vollmondes... Ach, das Leben kann so schön sein. Und es braucht so wenig dazu.

  Von Penhas aus bin ich dann weiter nach Idanha a Nova, Castelo Branco, Portalegre, Évora (eine kulturhistorisch sehr bedeutende und ausgesprochen sehenswerte Stadt!), Beja und Mértola gefahren. Je weiter ich jedoch in den Süden des Landes kam um so schwieriger wurde es für mich, in die weitere Umgebung der Städte zu kommen. Portugal ist für Leute wie mich, die die Gegend ohne Auto erkunden wollen, nicht gerade bestens ausgelegt. Und speziell das Alentejo ist so dünn besiedelt, dass kaum Busse in die nächsten Orte fahren. Ohne Auto ist man hier echt eingeschränkt. Hinzu kam noch, dass es kaum Wanderwege gibt und wenn doch, gibt es keine brauchbaren Karten... (>Die Portugiesen wandern nicht, sie fahren mit dem Auto zu den landschaftlichen Sehenswürdigkeiten, steigen aus, laufen dreimal ums Auto, steigen wieder ein und waren in der Natur!< - O-Ton eines Portugiesen, der mein "Problem" verstanden hatte.)
So hatte ich insgesamt das Gefühl, vom Alentejo nicht wirklich viel gesehen und wahrgenommen zu haben, was ich sehr schade finde. Gerade in diesem stillen und noch sehr traditionellen Landesteil hätte ich mich gerne noch länger aufgehalten, hätte gerne die eine oder andere Ecke hier noch näher kennengelernt. Fasziniert war ich von der Gegend um Mértola, dem Vale da Guadiana - nur eben auch hier wieder die Einschränkung der Mobilität: es gab keine brauchbaren Karten und nur einen einzigen findbaren Wanderweg, den bin ich gegangen, alles andere war nur mit Auto erreichbar.
So blieb mir letztendlich nur die Möglichkeit, von Beja mit dem Expressbus zur Südküste zu fahren. Einige Tage war ich dann noch in Faro (sehr schön!), war auf den vorgelagerten Inseln (paradiesisch!) und bin dann in St. Antonio mit der Fähre über die Guadiana nach Ayamonte in Andalusien gefahren.

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